In Oberhausen ist alle zehn Jahre eine Faschingshochzeit – Unterwegs mit den Ladern
Kalt ist es, das Thermometer zeigt Minusgrade an und doch machen sich zwei Gestalten auf den Weg durch die Straßen von Oberhausen. Frack, Zylinder und Fliege gehören zu ihrer Berufskleidung. Es scheint, als wenn die beiden aus der Zeit gefallen wären. Benjamin Obermaier und Thomas Kronwinkler sind derzeit als Hochzeitslader unterwegs und besuchen jeden Haushalt in ganz Oberhausen. Eingeladen werden die Besuchten zu einer großen Veranstaltung: der Faschingshochzeit des Skiclubs Minadorf. Alle zehn Jahre ist es so weit, dass die Verantwortlichen dieses Spektakel auf die Beine stellen – einzigartig im Altlandkreis.
Bereits seit Oktober 2015 laufen die Planungen für die Hochzeit, die am Sonntag, 5. Februar, im Gasthaus Neumeier in Obermünchsdorf stattfindet. „Wenn so etwas nur alle zehn Jahre stattfindet, sollen schon einige kommen“, hofft Obermaier. Zum achten Mal sind er und Kronwinkler schon unterwegs. Sie sind eins von vier Teams, die durch die Straßen marschieren – und das bei Wind und Wetter. Oft stärken sich die beiden zuvor noch bei einer gemeinsamen Brotzeit.
„Die eingesessenen Oberhauser freuen sich direkt, dass wir kommen, und richten immer wieder was her“, erklären die beiden Hochzeitslader. Mal gibt’s eine Brotzeit, mal eine Halbe Bier oder einen Schnaps. Die Geselligkeit steht dabei auch etwas im Vordergrund. Aber bevor es zum gemütlichen Teil geht, muss erst der offizielle Part erledigt werden.
Dafür sind die beiden mit „Quetschn“ und einem geschmückten Bitterstab ausgerüstet. Eigentlich ist Andreas Obermaier mit der Teufelsgeige noch dabei. Extra für das Amt des Hochzeitsladers hat Kronwinkler das Akkordeonspielen erlernt. Im Selbststudium. „Acht oder neun Lieder kann ich schon“, sagt er und fängt zu spielen an. Am ersten Haus angekommen wartet schon die ganze Familie samt Kindern und Enkeln auf die Hochzeitslader. „Bei manchen müssen wirs schon ankündigen, wann wir vorbeikommen“, erzählt Obermaier, „das ist dann ein Erlebnis für alle“.
In Versform schmettern die „Lader“ ihren Text den Bewohnern entgegen. „Beim Wirt z’ Minadorf is Houzat, vielleicht habts es scho ghead, ja da miaßt’s fei gewiß kemma, dass de Houzat ebs werd“, laden sie die Oberhauser ein.
„Der sittsame Cornelius Funkentratzer von der Siedlerhöh hat die hochlöbliche Absicht mit der jungfräulichen Tomara Kinderlieb vom Raiffeisenplatz in den Hafen der Ehe einzuschiffen“, erklären die Hochzeitslader zum Abschluss. Traditionell ist auch der Hochzeitsort. „Aufm Misthaufa in Minadorf“, singen die beiden frisch von der Leber. Dann schreibt Obermaier das Datum auf ein Möbelstück im Raum. „Damit sie auch ja das Datum nicht vergessen“, sagt er schelmisch grinsend.
Natürlich ist der Vortrag der Hochzeitslader meistens auf Bayerisch gehalten. „Ick versteh sie net“, schleudert den beiden eine ältere Dame etwa entgegen. Noch kurioser wird es, als die beiden russisch- und türkischstämmige Mitbürger zu ihrem Fest einladen wollen, die das Brauchtum überhaupt nicht kennen. „Aber wir haben uns dazu entschieden, wirklich jeden Haushalt einzuladen und da gehören auch die ‚Zuagroasten‘ dazu“, erzählt Obermaier.
Viele Neu-Oberhauser sind jedoch ganz scharf darauf, dieses Brauchtum kennenzulernen, und nehmen gerne einige sogenannte Bilettl ab. Diese gelten als Essensmarken für das große Hochzeitsmahl, zu dem am Abend eingeladen wird. „Bei der Faschingshochzeit kommen alle zusammen, man merkt, dass da das ganze Dorf dahinter steht“, freut sich Obermeier, „sowas verbindet einfach Generationen“. Doch manchmal muss auch das Telefon herhalten, um ehemalige Oberhauser, die nun andernorts wohnen, einzuladen. „Da kommen sogar wir Hochzeitslader den modernen Gerätschaften nicht aus“, meint Kronwinkler und lacht.
Der Festablauf
Der gesamte Tag steht am 5. Februar in Oberhausen im Zeichen der Faschingshochzeit. Ab 10 Uhr ist der Wirtsgarten in Minadorf geöffnet. Um 13 Uhr folgt der Hochzeitszug durch das Dorf, ehe um 14 Uhr die Trauungszeremonie beginnt. Um 18 Uhr ist das Hochzeitsmahl, ehe das Brautpaar zum Tanz lädt.
(Text und Bilder: Benedikt Bauer)